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(02/07/2025 / sbr)

Prinect Anwendertage: Druckereien wollen mehr Automatisierung und setzen auf hybride Produktion

Die automatisierte Produktionssteuerung in einer hybriden Workflow-Umgebung stand im Mittelpunkt der Prinect Anwendertage 2025. Mehr als 300 Prinect-Anwender größtenteils aus Europa nahmen an der zweitägigen Veranstaltung teil, die im Kongresszentrum der Stadt Heidelberg und im „Home of Print“ am Hauptsitz der Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) in Wiesloch-Walldorf stattfand. Die Prinect Anwendertage sind ein willkommenes Forum von Anwendern für Anwender, um sich über die Arbeit mit Prinect und die weitere Entwicklung dieser Workflow-Technologie auszutauschen.

Kosten- und Wettbewerbsdruck zwingt zur Automatisierung

Auf der Drupa 2016 lancierte Heidelberg den Prinect Production Manager. Das neue Subskriptionsmodell löste das bis dahin geltende Lizenzmodell ab. Die Verpackungsdruckerei Kingraf mit über 300 Mitarbeitenden ist mittlerweile bereits der 2.500 Anwender eines Prinect Production Managers. „Unsere Verpackungsprozesse erfordern kontinuierliche Innovation. Prinect ist dabei ein unverzichtbares Werkzeug, um die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen“, beschreibt Claudia Markowicz, Geschäftsführerin bei Kingraf die Bedeutung der Workflow-Technologie.

Die Galledia Print AG in Flawil, Schweiz, zählt zu jenen Druckereibetrieben, die mit der Prozessautomatisierung ebenfalls sehr weit fortgeschritten sind. Das Unternehmen hat die Produktion von Periodika ab dem Zeitpunkt des Auftragsbeginns über das Zuweisen der Seiten im vorgesehenen Ausschiess-Template bis hin zur digitalen Auftragsfreigabe über das Prinect Portal im Browser umfassend automatisiert. Aktuell steuert die Galledia Print AG die Produktion von rund 50 Zeitschriften über Prinect. „Prinect ist das Herzstück unserer Produktion, und mit Heidelberg steht uns ein Partner zur Seite, der die geforderte Expertise rund um die Automatisierung von Produktionsprozessen mitbringt. Es ist eine sich gegenseitig vorwärtstreibende Weiterentwicklung auf Augenhöhe, die künftig auch bei nachgelagerten Prozessschritten im Workflow bis zur Belichtung von Druckplatten oder darüber hinaus gehen soll“, sagt Matteo Baschera, Technical Consultant bei Galledia.

Trend zu immer mehr Kleinauflagen beschleunigt sich weiter

Es ist der wachsende Kosten- und Wettbewerbsdruck, der Druckereien dazu zwingt, ihre Prozesse zu optimieren und zu automatisieren. Unternehmer und Führungskräfte, die ihre Druckerei nicht in diese Richtung transformieren, riskieren sogar die Existenz des Betriebs. Oder, wie Dominik Haacke von Mediaprint Solutions es in seiner Keynote drastisch ausdrückte: „Print smart – or prepare to die“. Innerhalb von drei Jahren hat der in Paderborn ansässige Mediendienstleister den Produktionsbetrieb zur Mediaprint Smart Factory umgebaut. Über die Schnittstelle „Order Connect“ werden Druckaufträge (B2B und B2B2C) vom Auftragseingang in einem Webshop bis zur Auslieferung des Endprodukts vollautomatisch abgewickelt.

Der Wechsel von weitgehend manuell zu automatisch gesteuerten Prozessen ist umso dringender, da der Trend zu immer kleineren Druckauflagen weiterwächst. Drucksachen werden daher zusehends in einer hybriden Produktionsumgebung hergestellt, um Effizienz- und Kostenpotenziale zu heben. Während für die höheren Auflagen der Bogenoffset das unbestritten wirtschaftlichste Verfahren ist, werden Klein- und Kleinstauflagen sowie jene Aufträge mit individualisierten Inhalten auf digitalen Drucksystemen, sei es die Toner- oder die Inkjet-Technik, ausgegeben.

Meinders & Elstermann sind Pilotanwender der „Data Capture“ App

In einer hybriden Produktionsumgebung arbeitet der Heidelberg Kunde Meinders & Elstermann GmbH & Co. KG. Am Hauptsitz in Belm bei Osnabrück und weiteren vier Standorten produziert das Unternehmen im Offset- und Digitaldruck. Meinders & Elstermann wird zudem der erste Anwender des industriellen Digitaldrucksystems Jetfire 50 in Deutschland sein. Die Prozesse sind mit dem Management Informationssystem Prinect Business Manager und dem Prinect Production Manager komplett in den digitalen Workflow integriert. Die Daten fließen bidirektional, das heißt, das MIS schickt die Auftragsdaten an die Produktion und erhält im Gegenzug die Betriebsdaten von den einzelnen Kostenstellen zurückgemeldet. „Wir haben unseren Produktions-Workflow 2018 auf das Prinect System von Heidelberg umgestellt. Dank der Integration und der Automatisierung konnten wir den Personalbestand in der Vorstufe von vormals zwölf auf sieben reduzieren“, sagt Marco Rassfeld. Neben seinen Aufgaben als Leiter Vorstufe und CtP ist er bei Meinders & Elstermann zuständig für die Administration und die Betreuung rund um die Prinect-Workflow-Technologie.

Als Pilotanwender hat das Unternehmen im vergangenen Jahr die neue App Data Capture eingeführt. Sie ist Bestandteil im Heidelberg Kundenportal und dient dem Erfassen und der Rückmeldung der Betriebsdaten von Postpress-Systemen. Sie wird das bisherige Data Terminal ersetzen. Nachdem der Feldtest im März 2024 gestartet worden war, hatte Meinders & Elstermann bis Ende Oktober den gesamten Maschinenpark mit mehreren Falzmaschinen, Schnellschneidern, Sammelheftern und einem Klebebinder an Data Capture angeschlossen. Die App nutzt Browser-Technik und ist von einem spezifischen Betriebssystem unabhängig. „Die App ist selbsterklärend und einfach zu bedienen, der Ausbildungsaufwand war minimal“, sagt Marco Rassfeld.

Prinect Touch Free steuert Produktion vollautomatisch

Herkömmliche Methoden, wie Druckaufträge verwaltet und wie deren Herstellung gesteuert werden, machen es immer schwieriger, die schiere Vielzahl zu überblicken, sie in einer geordneten und logischen Abfolge dem geeigneten Ausgabesystem zuzuweisen und gewinnbringend durch die Produktion zu schleusen. „Druckereiunternehmen müssen die Prioritäten richtig setzen und sich auf jene Aufträge konzentrieren, die Wachstum versprechen“, wie Jürgen Grimm, Head of Prinect bei Heidelberg, es anlässlich der Prinect Anwendertage 2025 in seinem Eingangsreferat sagte. „Dabei entwickeln sich Prinect Touch Free und unser Ansatz der hybriden Druckproduktion zum Game Changer für eine wirtschaftliche und effiziente Produktion.“

Im Zusammenhang mit der Einführung der Jetfire 50 stellte Heidelberg auf der Drupa 2024 Prinect Touch Free vor. Die KI-gestützte Cloud-Software bringt ein hohes Auftragsvolumen in kleinen und hohen Auflagen in eine logische Reihenfolge. Ressourcen werden optimal genutzt, und eine effiziente, wirtschaftliche Produktion ist das Ergebnis. Prinect Touch Free berechnet alle möglichen Layouts, plant den Produktionsablauf und entscheidet eigenständig, wie ein Druckerzeugnis ab dem Zeitpunkt, da ein Auftrag eingegangen ist, bis zum Endprodukt gefertigt werden muss – ob im Bogenoffset auf einer Speedmaster-Maschine, ob auf einer Jetfire 50, einer Versafire oder auf einem Digitaldrucksystem eines Drittherstellers. Prinect Touch Free berücksichtigt im Entscheidungsprozess den Druckvorgang ebenso wie die Weiterverarbeitung bis zum Endprodukt.

Für Marco Rassfeld geht Heidelberg mit Prinect Touch Free den richtigen Weg. „Prinect Touch Free wird uns vor allem im Digitaldruck mit seinen vielen kleinen Auflagen unterstützen, die Produktivität entscheidend zu verbessern, unsere Produktionstechnik optimal zu nutzen und das Volumen deutlich zu steigern.“