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(05.12.2016 / saj)

Start-up als Problemlöser

Eine Achtfarbenmaschine vom Typ Omet X-Flex X-4 ermöglicht All Labels einen Einstieg in die eigene Etikettenproduktion.

Weil der Start einer eigenen Etikettenproduktion in einem eher gesättigten Markt wie Westeuropa generell eine besondere Herausforderung darstellt, brauchte Mario Stüwe in den letzten beiden Jahren eine überdurchschnittlich große Portion Durchhaltevermögen. Wie der Geschäftsführer der All Labels GmbH in Delitzsch erklärt, erwies sich die sorgfältig gewählte Ausstattung der Produktion mit geeigneter Technik als wichtiger Faktor für den Erfolg. - Das Bild zeigt Geschäftsführer Mario Stüwe und Drucker Tobias Noack an der Omet X-Flex X-4.


Eine seinerzeit spontane Entscheidung, das Job-Angebot einer Etikettendruckerei anzunehmen, bedeutete für Stüwe den Einstieg in eine bis dahin unbekannte Branche. Den Weg in die Selbstständigkeit wagte er, als sich die Chance bot, die Firma All Labels zu übernehmen. Eine eigene Etikettenproduktion aufzubauen, war dabei von vornherein das erklärte Ziel. 2014 war es schließlich soweit. Mit drei Mitarbeitern startete das Unternehmen am aktuellen Standort im nördlich von Leipzig gelegenen Delitzsch mit der Fertigung von Haftetiketten. 


Im Dialog mit bereits bestehenden Kunden wurden die Anforderungen an die Produktionstechnik festgelegt und eine Liste mit möglichen Maschinenmodellen aufgestellt. Am Ende der Evaluierung blieben zwei Favoriten übrig. Einer war der Maschinenhersteller Omet aus dem italienischen Lecco. Der Druckmaschinenanbieter wird im deutschsprachigen Markt durch die Chromos GmbH vertreten, die im bayerischen Friedberg angesiedelt ist. 


Auftragsbezogene Ausstattung 


Als Ergebnis der Beratungsgespräche fiel die Entscheidung letztendlich auf eine Achtfarben-Flexodruckmaschine vom Typ Omet X-Flex X-4 mit 370 mm Bahnbreite. Vor allem beim Festlegen der Ausstattung waren dem Team von All Labels die praxisnahen Ratschläge von Chromos sehr willkommen. 
Stüwe: "Aus dem anfänglichen 'Wünsch-dir-was' wurde schnell eine sachliche Betrachtung, welche Komponenten im Hinblick auf das geplante Auftragsportfolio tatsächlich erforderlich sind, und welche Teile bei Bedarf nachgerüstet werden können." Die Kunden stammen hauptsächlich aus den Bereichen von Nahrungsmittel, Industrie und Kosmetik. Bei den eingesetzten Substraten wird neben Haftpapieren ein großer Anteil an Folien – vor allem aus Polyethylen – sowie Thermopapier verarbeitet. 


In diesem Umfeld strebt All Label an, längerfristig das Segment der höherwertigen Etiketten zu bedienen, die im Durchschnitt sechsfarbig bedruckt sind und verschiedene Veredelungen aufweisen. Deshalb umfasst die Konfiguration der Flexodruckmaschine insgesamt acht Stationen sowie Bahnwendung, Kaltfolienprägung und Glanz- bzw. Mattlackierung. Daneben sind auch Delam-Relam-Anwendungen, mehrlagige Etikettenkonstruktionen, das Bedrucken von Verbundpapieren und -folien sowie das Aufbringen von Hologrammfolien möglich. 


Intuitiv mögliche Bedienung


"Die allgemeine Zielsetzung bei der Auswahl der Maschine war, damit möglichst flexibel im Markt agieren zu können", sagt der Geschäftsführer. Neben der technischen Ausrüstung sieht er vor allem auch eine gute Bedienbarkeit als Grundvoraussetzung, um eine niedrige Makulaturquote und kurze Rüstzeiten zu erzielen. 
Unter dem Strich gilt für ihn der Anspruch, Auflagen ab rd. 1000 Laufmeter im Vergleich zum Digitaldruck wirtschaftlich produzieren zu können. Einen wesentlichen Beitrag zur Bedienerfreundlichkeit leistet hierbei das vollautomatische Registersystem namens Vision von Omet. Es sorgt sehr zuverlässig dafür, dass bei einem Wechsel der Auftrag schnell im Passer ist. Auch während der Produktion hält es den Druck und die Stanze konstant im Register. 


Dass die neue Anlage eine benutzerfreundliche Maschine ist, kann auch Tobias Noack bestätigen, der an der Maschine arbeitet. Vor seiner Anstellung bei All Labels war er schon bei zwei großen Etikettendruckereien beschäftigt, wo er praktische Erfahrungen an Flexodruckmaschinen anderer Hersteller sammeln konnte. 


Als besonders vorteilhaft empfindet er die Bedienerführung, mit der sich Sorten- oder Auftragswechsel selbst bei eiligen Aufträgen intuitiv, sicher und in wenigen routinemäßigen Arbeitsschritten bewerkstelligen lassen. 


Wechsel vorbereiten


Einen Pluspunkt sieht er außerdem in der Möglichkeit, während eines laufenden Auftrags bereits den nächsten Wechsel vorbereiten zu können. Verglichen mit den Maschinen, die er früher bedient hat, sei die Rüstzeit nun erheblich reduziert. Angesichts der üblichen Auflagenhöhen, die hier häufig zwischen 2000 bis 4000 Laufmetern liegen, fällt eine solche Minimierung der Rüstzeit spürbar ins Gewicht. 


Einen echten praktischen Nutzen bedeutet auch das Rock’n’Roll-Abgittersystem, das Produktionsunterbrechungen durch Gitterrisse vermeiden hilft, wie Noack bestätigen kann: "Als kürzlich eine Reihe neuer Aufträge mit durchweg schwierigen Sonderformen zu fertigen waren, hat sich das System wirklich bewährt. Alle Jobs ließen sich problemfrei mit der geplanten Geschwindigkeit stanzen." 


Peter Plöhn, im Vertrieb der Chromos GmbH tätig, ergänzt: "Untersuchungen von Omet haben ergeben, dass sich mit Hilfe des Rock’n’Roll-Systems die Produktionsgeschwindigkeit bei den meisten gängigen Stanzformen um bis zu 30% steigern lässt." 


Installationsphase


Die Aufstellung der Druckmaschine verlief planmäßig. Zeitgleich wurde eine Konfektioniermaschine vom Typ Sirius des französischen Herstellers Smag geliefert, der im deutschen Markt ebenfalls von der Chromos GmbH vertreten wird. 


Die reibungslose Installationsphase sei vor allem der organisatorischen Vorbereitung durch das Chromos-Team als Vertriebs- und Service-Organisation zu verdanken, sagt Stüwe. Unmittelbar nach der Inbetriebnahme startete die Produktion, da bereits die ersten Aufträge realisiert werden mussten. Im Rückblick auf die Praxiserfahrung ist All Labels mit der Investitionsentscheidung nach wie vor sehr zufrieden. Stüwe: "Die Erwartungen haben sich durchweg erfüllt." 


Das Auftragsvolumen legte konstant zu und zeigt über die Zeit eine durchschnittliche Wachstumsrate von 20%. All Labels konnte bereits in den ersten drei Monaten eine Schicht auslasten und im zweiten Geschäftsjahr neue Mitarbeiter einstellen und auf Zweischichtbetrieb umstellen. Aktuell zählt das Unternehmen neun Beschäftigte. 


Problemlösung 


Die reine Etikettenproduktion sieht Mario Stüwe als Teil eines umfassenderen Angebots. Weil die Anwendungsmöglichkeiten für Haftetiketten und Verbundfolien immer vielfältiger werden, ist zunehmend mehr Kompetenz in der gesamten Systemkette gefragt. Das reicht von der Grafik über die Auswahl der richtigen Materialien bis hin zum Bedrucken und Veredeln der Etiketten bzw. Folien und schließt auch ihre reibungslose Verarbeitung in Folgeprozessen, z.B. in der Verpackungslinie, ein. 


Ein typisches Beispiel ist der Fall eines Kunden, der mit einem aus drucktechnischer Sicht anspruchslosen zweifarbigen Etikett Schwierigkeiten beim Applizieren hatte. Bestimmte Etikettenformate lösten sich schon vor Erreichen der Spendekante vom Trägermaterial. Nach zahlreichen Versuchen stellte sich heraus, dass der Release-Wert des Trägermaterials geringfügig zu niedrig war. Dadurch verursachte eine prozessbedingt eng ausgelegte Umlenkwalze das zu frühe Ablösen der Etiketten. Der Wechsel zu einem Haftmaterial eines anderen Lieferanten brachte letztendlich die Lösung. 


Weil All Labels einen breiten Bereich vom Etikett bzw. der Verbundfolie über das Spendegerät bis hin zur Prozesstechnik abdeckt, lässt sich die Ursache für derartige Probleme leichter finden. Außerdem erweitert sich der Spielraum für Lösungsmöglichkeiten. Ein alternativer Ansatz wäre z.B. der Einbau größerer Umlenkwalzen gewesen. Mit dem Materialwechsel wurde für den Kunden jedoch eine deutlich günstigere Lösung realisiert. 


Kundenbindung 


Bevor Lösungen angeboten werden können, ist in jedem Fall zuerst die Kommunikation mit den Kunden erforderlich. Solche Kontakte sucht der Geschäftsführer bewusst, um den Bedarf des Kunden genau einschätzen zu können. Auf dieser Basis überprüft er anschließend, ob die benötigten Produkte mit den verfügbaren Fertigungsmöglichkeiten sowohl technisch als auch wirtschaftlich realisierbar sind. 


Auf diese Weise entstehen häufig Win-win-Situationen. Beispielsweise dann, wenn für Kunden auch Leistungen im Bereich der Logistik übernommen werden. All Labels verfügt über gewisse Lagerkapazitäten, so dass Produkte auf Kundenwunsch vorproduziert, eingelagert und auf Abruf ausgeliefert werden können. 
Auch haben Kunden die Möglichkeit, Bestellungen über ein Online-Portal zu platzieren und den jeweils aktuellen Stand einzusehen. Wenn der Kunde im Gegenzug Informationen über seinen Gesamtbedarf einbringt, lässt sich auf dieser Grundlage eventuell ein Angebotspaket schnüren, das Spielräume bei der Kalkulation eröffnet. 


Erfolgsgeheimnis  


Was Mario Stüwe von Anfang an ausdrücklich vermieden hat, waren Versuche, Kunden mit Hilfe von Preisnachlässen zu gewinnen. Eine solche Strategie wäre im Etikettenmarkt mit seinem stark zunehmenden Wettbewerbsdruck auf Dauer nicht durchzuhalten. Als Kernelement für einen langfristigen Erfolg sieht er vielmehr die menschliche Komponente. 


Das betrifft einerseits das Aufbauen und Pflegen von Kundenbindungen, die auf gegenseitigem Vertrauen basieren. Nicht zuletzt deshalb investiert Stüwe Zeit in die Kundenkontakte. Teilweise hat er schon viele Kilometer zurückgelegt, um Produkte persönlich an Kunden auszuliefern. 


Aber auch im eigenen Unternehmen ist ein Arbeitsklima gefordert, in dem die Mitarbeiter sich als Mensch ernst genommen fühlen. Schließlich ist es nicht damit getan, die richtigen Maschinen zu kaufen. Um mit der Technik gute Produkte herzustellen, ist auch ein Team mit qualifizierten und einsatzbereiten Mitarbeitern erforderlich. 


Ausbau 


Aufgrund der erfolgreichen Entwicklung der Firma All Labels ist ein Ausbau der Produktionskapazitäten im Neuen Jahr geplant. Somit kann der Faktor "Flexibilität" weiterhin sichergestellt und der Fokus auf den Ausbau des Produktportfolios gelegt werden.


Abschließend bezieht sich Mario Stüwe auf ein Zitat Franz Beckenbauers, das seine persönliche Einstellung zum Beruf und zur Selbstständigkeit widerspiegelt: "Bei mir war es die Freude am Ball. Am Ball war ich glücklich. Dein Glück ist, wenn deine Passion zum Beruf wird." 


Jeder Mitarbeiter, Kunde und Lieferant wird nach der eigens definierten Wertekultur "Respekt, Ehrlichkeit, Vertraulichkeit und Hingabe" behandelt. Diese trage essentiell zum Erfolg der Firma All Labels bei, heißt es abschließend.