In dem am 1. August 2024 am Amtsgericht Charlottenburg eröffneten Insolvenzverfahren der Berlin Textil GmbH konnte eine Lösung zum Erhalt des Unternehmens gefunden werden. „Ich freue mich sehr, dass der Berliner Textilveredler durch den gelungenen Asset Deal trotz der schwierigen Gesamtwirtschaftslage gerettet und nach der Klärung finaler Formalitäten letztlich aus der Insolvenz entlassen werden kann. Ich danke allen Beteiligten für ihre Ausdauer und ihre Lösungsbereitschaft“, sagt Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Dr. Nils Freudenberg von der Kanzlei Tiefenbacher Insolvenzverwaltung I Restrukturierung.
Arbeitsplätze und Standort erhalten
Mit Wirkung zum 1. November 2024 übernahm eine Tochtergesellschaft der Spread Group (sprd.net AG) den Produktionsstandort sowie den Geschäftsbetrieb von BerlinTextil als Investor und erhält 24 der Arbeitsplätze. Zudem bleibt auch der Name des Unternehmens erhalten und der bisherige Geschäftsführer trägt weiter die Umsatz- und Marktverantwortung des Betriebs.
Der Investor Spread Group ist ein globaler Anbieter individualisierter Fashion- und Lifestyleprodukte im Konsumenten- – unter anderem mit der Marke Spreadshirt – und im B2B-Bereich – hier in den Sektoren Corporate Fashion, Employer Branding, Merchandise, Bandmerch und Festivals. Das Unternehmen hat Betriebsstätten unter anderem in Berlin, Leipzig, Pittsburgh und Las Vegas. Durch die übertragende Sanierung kann nicht nur das Krisenunternehmen neu aufgestellt und fortgeführt werden, durch die Expertise und den Marktzugang des Übernehmers ergeben sich auch Synergien auf beiden Seiten. „Mit der Übernahme von BerlinTextil erschließen wir großes Potenzial, unser B2B-Geschäft weiter auszubauen und unsere Produktionskapazitäten zu stärken,“ erklärt Frank Bartelt, COO der Spread Group und fügt hinzu: „BerlinTextil bringt nicht nur hochwertige Veredelungstechniken mit, sondern auch ein erfahrenes Team, das perfekt in unsere Qualitätsstandards und Servicekultur passt. Diese Integration ermöglicht uns, künftig noch schneller und flexibler auf Kundenanforderungen zu reagieren und unsere Position im Bereich maßgeschneiderter Merchandise- und Teamwear-Lösungen weiter auszubauen.“ Ziel sei es, BerlinTextil als Kompetenzzentrum für veredelte Textilien innerhalb der Spread Group zu etablieren und den Kunden in Europa ein noch breiteres Spektrum an Individualisierungsmöglichkeiten zu bieten. Durch die enge Verzahnung der B2B-Marken Spreadshirt Pro und Spreadlive könne die Spread Group gezielt Synergien schaffen, die zu einer höheren Effizienz und mehr Innovationskraft im gesamten Unternehmen führten, heißt es von Investorenseite.
„Aufgrund des guten Angebotsportfolios, eines breiten Kundenstamms und einer hohen Spezialisierung rechneten sich alle Beteiligten bereits früh im Verfahren gute Chancen für BerlinTextil aus und haben die Investorensuche entsprechend zeitnah angestoßen. Nichtsdestotrotz war diese aufgrund der angespannten Gesamtwirtschaftslage eine Herausforderung“, sagt Insolvenzverwalter Dr. Freudenberg. Dennoch sei es schließlich gelungen, das kriselnde Unternehmen erfolgreich zu übertragen und auch den Vermieter für den Standorterhalt weiter mit an Bord zu behalten.
Der entsprechende M&A-Prozess wurde von der ADWIN Consulting GmbH verantwortet. Deren Experten hatten gezielt geeignete und aussichtsreiche Interessenten aus der Textilbranche angesprochen. Während der gesamten Zeit nach der Insolvenzeröffnung konnte Insolvenzverwalter Freudenberg darüber hinaus auch den Geschäftsbetrieb ungeachtet des gesamtwirtschaftlich schwierigen Umfelds uneingeschränkt aufrechterhalten.
Ursachen: schwierige Gesamtwirtschaft und familiäre Gründe
Der Berliner Textilveredler bedient seit über 15 Jahren Firmen- und Endkunden mit Textildrucken, Textilstickereien, Laserbranding und anderen Angeboten. Zu den B2B-Kunden gehören große internationale Musiklabels ebenso wie Merchandise-Anbieter. Das Unternehmen ist dynamisch gewachsen und hat sich über die Jahre einen Namen bei seinen Kunden gemacht. Dennoch geriet es infolge familiärer Gründe und der nur langsamen Erholung der Veranstaltungs- und Merchandise-Branche nach Corona, der Billig-Konkurrenz aus Fernost und der gesamtwirtschaftlichen Rezession in eine schwierige Lage. Die Liquiditätssituation konnte außergerichtlich nicht mehr verbessert werden, weshalb der Geschäftsführer pflichtgemäß und folgerichtig eine gerichtliche Sanierung anmeldete.